In der ersten Jahreshälfte 1933 waren Robert Karl und Alois Kehrle aus Schweinhausen sowie Albert Müller und Martin Schmid vom Berg (Teilort von Schweinhausen) die treibenden Kräfte, die sich nachhaltig für die Gründung des Musikvereins einsetzten. Am 25. Juni 1933 trafen sich schließlich 16 Gleichgesinnte bei Albert Müller auf dem Berg und gründeten nach verschiedenen Aussprachen den Musikverein Schweinhausen. Diese Gründungsmitglieder sind im Protokollbuch wie folgt aufgeführt:
Zum 1. Vorsitzenden wurde Alois Kehrle gewählt. Als Vereinsordnung wurden folgende Bestimmungen festgelegt:
„Jedes Mitglied hat treu und gewissenhaft den Anordnungen des Vereins Folge zu leisten, jedem muss sein Bestreben sein, den Verein in jeder Hinsicht zu unterstützen und sämtliche Proben pünktlich zu besuchen. Persönliche Zwistigkeiten dürfen innerhalb des Vereins nicht geduldet werden. Sämtliche Gegenstände, die Eigentum des Vereins sind, müssen von Mitgliedern gut gepflegt werden. Wer ohne Grund vom Verein austritt, hat an den Verein eine einmalige Entschädigung in Höhe von 20,- Mark zu entrichten.“
Für das Dirigentenamt konnte der damalige Hauptschullehrer Josef Angst gewonnen werden. Am 29. Juni 1933 erwarb die Vorstandschaft vom Musikhaus Reiser in Ulm 1 gebrauchte große Trommel, 14 gebrauchte Blechblasinstrumente, 17 Notenpulte und 11 Schulen zum Gesamtpreis von 607,70 Mark. Da der junge Verein noch völlig mittellos war wurden die Instrumentenkosten vom Vorsitzenden Kehrle ausgelegt und nach einer Haussammlung, die 539,- Mark erbrachte, wieder zurück gezahlt. Pulte und Notenschulen mussten direkt von den einzelnen Mitgliedern bezahlt werden.
2 Wochen nach der Vereinsgründung gab Dirigent Angst die Instrumente an die Mitglieder aus und die mühevolle Probenarbeit konnte beginnen. Das aller Anfang schwer ist, zeigte sich bald: die anfängliche Begeisterung hielt angesichts der harten Probenarbeit nicht bei allen Musikern an, und bereits nach 5 Wochen schieden die ersten Musiker wieder aus. Durch Aufnahme neuer Mitglieder konnte die Probenarbeit erfolgreich fortgesetzt werden und gerade ein viertel Jahr nach der Vereinsgründung trat der Musikverein erstmals öffentlich auf. Am 01. Oktober beim Erntedankfest wurde um 06:00 Uhr die Tagwache geblasen und beim Kirchgang sowie beim Umzug mittags wirkte die Kapelle ebenfalls mit. Im November spielten die Musikanten anlässlich einer Hochzeitsfeier bereits Tanzmusik, ein Zeichen erfolgreicher Arbeit von Dirigent Angst, der von Juli bis Dezember 1933 insgesamt 52 Proben abgehalten hatte. In der ersten Generalversammlung im Januar 1934 im damaligen Vereinslokal, dem Nebenzimmer im „Kreuz“ in Wettenberg, wurde beschlossen, dass jedes aktive Mitglied pro Vierteljahr einen Beitrag von 1,50 Mark an den Verein zu entrichten hatte.
Beispielhaft für die Aktivität des Musikvereins bei örtlichen Veranstaltungen sei hier das Jahr 1934 erwähnt: 13. Februar Faschingsveranstaltung mit Theaterspiel des Musikvereins, 1. Mai Tagwache, Kirchgang, abends Tanzmusik, 20. Juni Sonnwendfeier, 30. September Erntedankfest mit Tagwache, Kirchgang, Mittagskonzert in Wettenberg, abends Tanzmusik im „Adler“, 6. Dezember Kriegergedächtnisfeier, 26. Dezember Weihnachtsfeier des Kriegervereins. Dazu kamen noch 3 Hochzeiten und ein Kameradschaftsabend; an Musikproben wurden 99 abgehalten, die fast alle vollzählig besucht waren.
Bei einer Versammlung im September wurden folgende Beschlüsse gefasst: der Vereinsbeitrag wurde auf 2 Mark pro Mitglied und Vierteljahr angehoben, jede Musikprobe kostete weitere 2 Mark, die in Reihenfolge jedes Mal ein anderes Mitglied bezahlten musste. Beim Zuspätkommen zur Probe mussten ab ½ Stunde 25 Pfennige, für eine versäumte Probe 50 Pfennige an die Vereinskasse entrichtet werden. Im Juni 1935, zwei Jahre nach der Gründung nahm der Verein am Wertungsspiel in Bad Wurzach teil und erreichte auf Anhieb die Note „sehr gut“ in der Anfängerstufe. Heute kaum mehr vorstellbar, dass die Fahrt dorthin mit einem Lastwagen durchgeführt wurde. 1936 sank die Zahl der Aktiven auf 13 ab. Im September 1937 stellte der Musikverein an die Gemeinde einen Antrag auf Überlassung des Schulsaales als Probelokal, was dann auch mit Auflagen genehmigt wurde, aufgrund der darüberliegenden Lehrerwohnung aber ständig mit Problemen verbunden war. Im März 1938 bestimmte dann die Generalversammlung die Tanzlaube im „Adler“ als neues Probelokal, das es bis 1983/84 geblieben ist. Erwähnenswert auch, dass von Juni bis September 1938 keine Musikproben abgehalten werden konnten, weil im Ort die Maul- und Klauenseuche herrschte.
Nachfolger von Alois Kehrle als 1. Vorsitzendes wurden 1938 Robert Karl. Infolge der zunehmenden Kriegsereignisse werden die Eintragungen im Protokollbuch ab 1940 unvollständig. Ein Großteil der Vereinsmitglieder wurde zum Militärdienst einberufen. Die restlichen Musiker versuchten so gut es ging – teilweise unter Mitwirkung auswärtiger Musiker – den örtlichen Verpflichtungen nachzukommen und dadurch den Musikverein aufrecht zu erhalten, wenn auch keine regelmäßige musikalische Tätigkeiten mehr möglich war. Der Krieg selbst forderte auch aus den Reihen des Musikverein seine Opfer: 7 aktive Mitglieder verloren ihr Leben für das Vaterland, weitere gerieten in Gefangenschaft und durften teilweise erst Jahre nach Kriegsende wieder in die Heimat zurückkehren.
Unmittelbar nach Kriegsende machten sich die Aktiven Albert Müller, Xaver Schühle und Sebastian Schühle daran, das angeschlagene Vereinsschiff wieder auf Vordermann zu bringen. Sie konnten knapp 20 Männer, ehemalige Aktive und neue Mitglieder, gewinnen, um die musikalische Vereinstätigkeit wieder voll aufzunehmen. In einer Versammlung am 25. August 1946 im Schullokal, zu der 19 Musikfreunde erschienen, wurde eine neue Vorstandschaft mit Albert Müller als 1. Vorsitzenden gewählt und eine neue Vereinsordnung aufgestellt. Im Vereinsvermögen waren 21 Instrumente sowie 17 Notenpulte vorhanden. Die Namen der 19 Mitglieder:
Nachfolger von Hauptschullehrer Angst im Dirigentenamt waren bis Kriegsende jeweils für kürzere Zeiträume die Herren Gerster und Dannenmeier aus Mittelbiberach, Schmiderger aus Unteressendorf, Bailer aus Laupertshausen, sowie Henning aus Biberach und Grötzinger aus Bergerhausen. Am 19. Oktober 1946 übernahm Georg Beierlein aus Biberach den Dirigentenstab, woraus am 25. Oktober vereinbart wurde, dass – Zitat – „jeder Musiker dem Dirigenten bei der Probe eine Brotzeit geben muss“, wobei natürlich in jeden Probe ein anderer Musiker mit dem „Bezahlen“ an der Reihe war.
Nun konnten wieder regelmäßig Musikproben abgehalten werden und die Zahl der Aktiven lag fast ständig über 20. Im Mai 1949 nahm der Verein beim Kreismusikfest in Ummendorf wieder am Wertungsspiel teil und erreichte in der Anfängerstufe die Note „sehr gut“.
Mitte 1950 gab es erneut einen Dirigentenwechsel, als Edmund Heieck aus Biberach Herrn Beierlein ablöste. Ab diesem Zeitpunkt brach für den Musikverein Schweinhausen eine neue musikalisch recht erfolgreiche Zeit an. Im Januar 1951 bestand die Kapelle aus 22 Aktiven und bereits 40 passiven Mitgliedern, woraufhin in der Generalversammlung 2 Vertreter der Passiven in den Vorstand gewählt wurden. Dass der neue Dirigent gute Arbeit leistete, wurde bereits im folgenden Jahr deutlich: im Juni 1951 fuhr die Kapelle mit dem Zug nach Laupheim, beteiligte sich beim dortigen Bezirksmusikfest am Wertungsspiel und erreichte die Note „sehr gut“. Auch im August beim Kreismusikfest in Kirchberg nahm der Musikverein mit nur 14 Aktiven am Wertungsspiel teil und erhielt die Note „vorzüglich“ zuerkannt. Einen Monat später wurde dann in Hochdorf ein Doppelkonzert mit dem dortigen Musikverein abgehalten, das 14 Tage später in Schweinhausen wiederholt wurde.
Bereits um ½ 6 Uhr morgens fuhren die Musikanten am 28. Juli 1952 mit einem LKW zum Kreismusikfest nach Obersulmetingen, wo sie beim Wertungsspiel die Note „sehr gut – vorzüglich“ erhielten. Die gespielte Ouvertüre „Mein schönes Heimattal“ wurde dabei sogar auf Schallplatte aufgenommen.
Infolge Neuaufnahmen erhöhte sich sowohl die Zahl der Aktiven als auch der Passiven Mitglieder, sodass der Verein Anfang 1954 aus 28 Aktiven und 47 Passiven bestand. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch erstmals eine Alteisensammlung durchgeführt, um die finanzielle Situation auszubessern. Überhaupt drückte den Verein gerade in finanzieller Hinsicht nach dem Krieg bis in die 60-er Jahre ständig der Schuh. Neben den Mitgliedsbeiträgen der passiven Mitglieder war nur das alljährliche Theaterspielen zur Weihnachtszeit eine wichtige und regelmäßige Einnahmequelle für den Verein. Im Juli 1954 nahm der Musikverein Schweinhausen beim Kreismusikfest in Reinstetten wieder an einem Wertungsspiel teil, erhielt punktgleich mit dem MV Hörenhausen einen 1. Rang zugesprochen und nach einem glücklichen Losentscheid auch einen Pokal überreicht. Dem Protokoll ist an dieser Stelle weiter zu entnehmen, dass während des Festumzugs ein solch heftiger Sturm aufkam, dass – Zitat – „sich unseren Trommelschläger manchmal um die eigene Achse drehten und allerhand mitzumachen hatten“. Arbeitsreich war auch der Sommer 1955 wieder: einem Doppelkonzert mit dem MV Untersulmetingen folgte im Juni das Wertungsspiel beim Kreismusikfest in Ellwangen, wo in der Mittelstufe lediglich ein 2. Rang erzielt wurde. Mit demselben Musikstück konnten die Musiker dann 5 Wochen später beim Bezirksmusikfest in Saulgau wieder einen 1. Rang erreichen.
Aus gesundheitlichen Gründen – er hatte zwischenzeitlich sein Augenlicht verloren – legte Vorsitzender Albert Müller im Januar 1956 sein Amt nieder; zu seinem Nachfolger wählte die Generalversammlung dann Anton Schmid aus Wettenberg. Aufgrund seiner vielen Verdienste um den Musikverein Schweinhausen wurde Albert Müller zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Am 2. April 1956 wirkte der Musikverein erstmalig bei der Erstkommunionfeier mit und geleitet die Erstkommunikanten mit Marschmusik von der Schule zur Kirche. Im September führte der Musikverein in Wettenberg ein Gartenfest mit Zeltbetrieb durch, ein für damalige Verhältnisse herausragendes Ereignis. Im September 1957 legte sich die Kapelle als eine der ersten Landkapellen in weiteren Umkreis eine neue einheitliche Uniform zu. Die Finanzierung erfolgte durch eine Haussammlung in allen Ortsteilen, die zusammen 3000,- DM einbrachte; weitere 500,- DM wurden von den Aktiven selbst gespendet.
Ein volles Programm hatte der Verein wieder im Jahre 1958. Im Mai brachte das Wertungsspiel in Ingoldingen einen 1. Rang, 5 Wochen später durfte er als einer der wenigen Nicht-Biberacher-Kapellen erstmals bei den dortigen Schützenfestumzügen mitwirken. Im Juli fand eine weitere Haussammlung statt, diesmal für die Anschaffung einer Vereinsfahne zum 25-jährigen Vereinsjubiläum. Am 27. Juli war um 04:30 Uhr morgens Abfahrt nach Ravensburg zum Bezirksmusikfest. Mit dem Stück „Imagnes de France“ beteiligte sich die Kapelle am Wertungsspiel und erreichte in der Mittelstufe einen 1. Rang. Am Festumzug waren damals nicht weniger als 194 Musikkapellen beteiligt. Mitte September fand schließlich anlässlich des 25-jährigen Vereinsjubiläums ein Musiktreffen statt. Im großen Festzelt in Appendorf gingen mehrere Veranstaltungen über die Bühne und zahlreiche Vereinsmitglieder konnten für besondere Verdienste geehrt werden. Im Anschluss an den Festgottesdienst wurde die neue Vereinsfahne geweiht und nachmittags bewegte sich ein Festumzug mit vielen Festwagen und Musikkapellen durch die Straßen des Ortes. Einen Monat später startete der Musikverein zu einem 3-tägigen Ausflug ein die Heimat von Dirigent Heieck, nach Otterbach / Pfalz, wo auch einige Konzertauftritte bestritten wurden.
Ende 1959 konnte Dirigent Heieck seiner Dirigententätigkeit infolge einer Erkrankung nicht mehr voll nachkommen und wurde zeitweise durch Herrn Zoller aus Untersulmetingen vertreten. Im Sommer 1960 wurde durch die Neuaufnahme von 18 Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren erstmals eine Jugendkapelle möglich. Eine mehrtägige Ausflugsfahrt führte Mitte Mai 1961 wieder in die Pfalz nach Maxdorf, wo verschiedene Konzertauftritte stattfanden. Bei einem Zeltfest in Wettenberg empfing der Musikverein zwei Monate später den Gesangsverein Fidelia Maxdorf zum Gegenbesuch.
Zwei schwere Verluste trafen den Musikverein im Jahre 1962: zuerst verstarb mit Bäckermeister Kehrle einer der Hauptinitatoren der Vereinsgründung. Er war 5 Jahre 1. Vorsitzender und stand dem Verein knapp 20 Jahre lang als Schlagzeuger zur Verfügung. Im Herbst konnte dann Dirigent Edmund Heieck seine Tätigkeit nicht mehr ausüben. Eine heimtückische schwere Krankheit fesselte ihn ans Krankenbett und am Weihnachtstag verstarb er unerwartet rasch im blühenden Alter von 45 Jahren. Ein schwerer Verlust für den Musikverein Schweinhausen, dem er in seiner über 10-jährigen Dirigententätigkeit zu größten musikalischen Erfolgen verhalf, dem er immer ein vorbildlicher Musiker und ein geschätzter Kamerad war. Als Nachfolger von Dirigent Heieck leiteten 1963 zeitweise Willi Busch aus Hochdorf sowie Hans Lojet und Richard Lau, beide aus Biberach, die Kapelle, ehe Anfang 1964 der stellvertretende Kreisdirigent Willi Busch das Dirigentenamt übernahm. Im August 1963 feierte der Musikverein mit einem Zeltfest in Wettenberg sein 30-jähriges Jubiläum, wobei wieder der Gesangsverein aus Maxdorf zu Besuch weilte. Zum Gegenbesuch fuhren die Schweinhauser Musikanten dann im Mai 1964 in die Pfalz zum 60-jährigen Jubiläum der dortigen Sänger. Anfang 1965 übernahm mit Helmut Müller ein junger Aktiver aus eigenen Reihen das Dirigentenamt, nachdem es Willi Busch aus beruflichen Gründen nicht mehr möglich war, den Verein zu betreuen.
Im August 1965 führte der Musikverein erstmals ein Burgfest durch, und zwar auf dem sogenannten „Käpsele“, dem ehemaligen Standort der einstmals berühmten Stauferburg zu Berg. Damals war es noch ein schlichtes Gartenfest mit Programm am Samstagabend, Sonntagmittag und Sonntagabend, allerdings auch total abhängig von der jeweiligen Witterung. Zitat dazu aus dem Protokollbuch: „Das Fest hat einigen so gut gefallen, dass sie Bier, Wein und Schnaps bis gegen Morgen aushielten und zum Bock-jucken übergingen“.
1966 gab es einen Wechsel in der Vorstandschaft, als Josef Mohr das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm. Nach mehreren Jahren Pause beteiligte sich die Kapelle im Juli 1966 beim Kreismusikfest in Eberhardzell wieder an einem Wertungsspiel und erreichte einen 1. Rang. In der Jugendkapelle wurden 13 neue Jungmusiker aufgenommen. Zur Jahreswende 1967/1968 fand sie letzte Theateraufführung des Musikvereins statt, nachdem sich der „Adler-Saal“ mit der kleinen Bühne nicht mehr als zweckmäßig erwies, und gleichzeitig mit der alljährlichen Durchführung des Burgfestes eine Ersatzeinnahmequelle erschlossen werden konnte.
Anfang 1970 galt es dann eine Krise zu bewältigen, als sich die Generalversammlung im Februar auslöste, ohne dass jemand bereit war, das Amt des 1. Vorsitzenden zu übernehmen, welches Josef Mohr aus beruflichen Gründen nicht mehr ausführen konnte. Dank der Initiative einiger Vereinsmitglieder konnte dann einige Wochen später mit Anton Schmid wieder ein neuer Vorstand gefunden werden. Aus diesem Novum in der Vereinsgeschichte wurden entsprechende Konsequenzen gezogen und ein rollierendes Wahlsystem beschlossen. Bald darauf wurden neue und zeitgemäße Uniformen angeschafft und beim Biberacher Schützenfest erstmals getragen. Im August 1970 beteiligte sich der Musikverein beim Kreismusikfest in Hochdorf beim Wertungsspiel und erhielt einen 2. Rang zugesprochen. Einige Wochen später erklärte Dirigent Müller, dass er das Dirigentenamt abgeben wollte, jedoch bereit sei, solange weiterzumachen, bis die Vereinsführung einen Nachfolger gefunden habe. Diese Dirigentensuche zog sich dann über Jahre hinweg, blieb jedoch letzten Endes erfolglos. Dass unter diesen Umständen musikalisch gesehen nicht optimal gearbeitet werden konnte, bewiesen die zahlreichen Austritte langjähriger Musiker gerade in den ersten 70-er Jahren. Nur Dank der guten Jugendarbeit des Vereins konnten die hinterlassenden Lücken ohne große Schwierigkeiten wieder gefüllt werden. 1970 traten 9 Jugendliche, darunter erstmals eine junge Dame, in die Kapelle ein, 1974 folgten dann weitere 19 Jungen und Mädchen. Sorgen ganz anderer Art drückten den Musikverein im Oktober 1972, als im Kreise der Aktiven keine Einigung darüber erzielt werden konnte, wann und wo die von einer Brauerei gestifteten 50 Liter Festbier an den Musiker gebracht werden können!
Zusammen mit dem Burgfest wurde im Mai 1973 im Festzelt in Berg das 40-jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Wieder konnten langjährige Vereinsmitglieder für ihre Verdienste ausgezeichnet und geehrt werden. Bis 2008 wurden die alljährlichen Burgfeste nicht mehr als Gartenfeste, sondern jeweils mit Zeltbetrieb abgehalten; seit 1975 auch mit mehr auf dem „Käpsele“, sondern auf einem größeren Grundstück in unmittelbarer Nähe. Im Alter von 54 Jahren verunglückte im Juni 1975 der Fähnrich Josef Hug tödlich. Seit der Anschaffung der Vereinsfahne 1958 war er 17 Jahre lang Fahnenträger.
Angesichts der zahlreichen jugendlichen Mitglieder beschloss die Generalversammlung im März 1978, das allgemeine Wahlrecht von 18 auf 16 Jahre herabzusetzen. Einen wahren Jungmusikerboom erlebte der Musikverein Ende 1978, als 34 Jungen und Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren in die Jugendkapelle eintraten. Nachdem 1. Vorsitzender Anton Schmid 1978 seine aktive Musikertätigkeit beendet hatte, legte er Anfang 1979 auch den Vereinsvorsitz nieder. Neuer 1. Vorsitzender wurde danach ein Sohn Anton Schmid jun., Anton Schmid sen. Wurde aufgrund seiner vielen Verdienste zum Ehrenvorstand ernannt.
Gruppenfoto des Musikverein Schweinhausen 1979
Anhaltende Mißstimmigkeiten zwischen Dirigent und einzelnen Aktiven veranlassten Helmut Müller nach einem Ausspracheabend im Oktober 1980 seinen sofortigen und unwiderruflichen Rücktritt zu erklären. Durch das schnelle und entschlossene Handeln der Vorstandschaft konnte glücklicherweise innerhalb kürzester Zeit ein Nachfolger gefunden werden. Seit Januar 1981 leitete Musiklehrer Adolf Kremser aus Bad Waldsee den Musikverein Schweinhausen. Mit viel Geduld und neuer musikalischer Literatur entfachte er neuen Schwung und neue Begeisterung bei den überwiegend jungen Musikanten, sodass die entsprechenden Erfolge nicht lange auf sich warten ließen. 1981 wurde eine neue Vereinsatzung erarbeitet, um die Voraussetzungen der Gemeinnützigkeit zu erlangen, und im Oktober 1982 erfolgte die Eintragung des Musikvereins Schweinhausen in das Vereinsregister. Nach Eingliederung aller Jungmusiker wies die Kapelle im Frühjahr 1982 insgesamt 60 aktive Mitglieder auf. Dadurch wurde die Anschaffung neuer Uniformen notwendig, was im April/Mai 1982 erfolgte. 1983 zählte der Musikverein 55 aktive und 127 passive Mitglieder und konnte somit knapp 1/3 der Einwohnerschaft Schweinhausens im Sinne der volkstümlichen Blasmusik in sich vereinen.
Gruppenfoto des Musikverein Schweinhausen 1983
Im Mai 1983 konnte sich der Musikverein vom aus allen Nähten platzenden Raum im „Adler“ in die neu gebaute Gemeindehalle verlegen. Im Juni 1983 nahm der Musikverein Schweinhausen wieder am Wertungsspiel beim Kreismusikfest in Attenweiler teil und errang einen 1. Rang mit Auszeichnung in der Mittelstufe. 1985 gab es wieder einen Wechsel in der Vorstandschaft. Nach 6 Jahren Vorstand stellte sich Anton Schmid jun. aus persönlichen und beruflichen Gründen nicht mehr zu Wahl. Neuer Vorsitzender wurde der seit langen Jahren als Schriftführer tätige Ernst Schühle. In den Jahren 1986 und 1987 lagen die Höhepunkte im alljährlichen Burgfest, das jetzt schon vier Tage lang dauerte und im seit 1979 stattfindenden Herbstkonzert.
1988 nahm der Musikverein wieder am Wertungsspiel beim Kreismusikfest in der Nachbargemeinde Unteressendorf teil. Dort wurde ein 1. Rang in der Mittelstufe erreicht, dieser erfüllte die Erwartungen der Musiker nicht ganz. Als besonderer Höhepunkt im Jahre 1989 stand der 1. Besuch bei der Musikkapelle in Altstrimmig im Hunsrück/Mosel an. Daraus sollte sich eine engere Freundschaft zwischen beiden Vereinen bilden. Der Musikverein Schweinhausen leistete dort einen Beitrag zu ihrem alljährlichen Oktoberfest. 1990 erfolgte der Gegenbesuch der Musikkapelle Altstrimmig zum diesjährigen Burgfest. In der Schützenwoche Anfang Juli führte der Musikverein Altstrimmig mit einer Jugendgruppe ein Zeltlager beim Musikverein Schweinhausen durch. Beim Herbstkonzert verabschiedete sich Dirigent Adolf Kremser nach 10-jähriger Dirigententätigkeit vom Musikverein Schweinhausen. Nach kurzer Suche übernahm Herr Schlick aus Bad Schussenried 1991 den Musikverein. Ende September besuchte der Musikverein Schweinhausen seine Partnerkapelle im Hunsrück zu ihrem Oktoberfest.
Nach Querelen im Verein wurde Dirigent Schlick 1992 entlassen. Das nun verwaiste Dirigentenamt übernahm Posaunist Erwin Albinger. Von seiner Seite aus sollte es nur Übergangslösung sein, bis ein neuer Dirigent gefunden wurde. 2 Wochen vor dem Herbstkonzert musste der Musikverein einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Durch einen Verkehrsunfall wurde der Baritonist Dieter Rudert tödlich verletzt. Er sollte beim Herbstkonzert ein Solostück vortragen. Am Burgfest 1993 wurde das 60-jährige bestehen des Musikvereins Schweinhausen mit einem Sternmarsch der umliegenden Musikvereine gefeiert. 1994 nahm der Musikverein am Wertungsspiel beim Kreismusikfest in Eberhardzell teil und erreichte die Note 2 in der Mittelstufe. Nach 3-jähriger Dirigentensuche konnte Vorstand Schühle 1995 den neuen Dirigenten Jürgen Reder vorstellen. Dieser übernahm am Burgfest den Dirigentenstab von dem in der Not eingesprungenen Posaunisten und Dirigenten Erwin Albinger. In diesem Jahr konnte auch noch das 30-jährige bestehen des Burgfestes gefeiert werden. Ende August zog es den Musikverein in den hohen Norden. Der Musikverein wurde zur Umrahmung einer Hochzeitsfeier nach Cappel bei Cuxhaven eingeladen.
Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Mitte Juli 1996 durchgeführte Aufnahme einer CD/MC im Bad Wörishofener Studio 80. Diese Aufnahme hatte der Musikverein letztlich dem damaligen Dirigenten Jürgen Reder zu verdanken.
CD- Cover 1996
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